PHOTOBOMBING – SNOWBOMBING

7. April 2014 19:18

… oder: wenn der Hintergrund in den Vordergrund rückt.

Das Begehren nach Reizsteigerung kurbelt die Kreativität an und treibt schrille Blüten. Wann erreicht die Ausreizungs-Exponentialkurve ihre abgeflachte Horribile-Linie. Und wo kommen wir dann hin – in den Schlund der lustabsaugenden Langeweile?

Inszenierte Urlaubsbilder in Traumlandschaften –> eh schon kennen; roter Teppich übersät von Hollywoodschönheiten  –> jedes Jahr dasselbe. Anprobe eines Kleides –> wen interessierts.

Die „Blüte“, welche hierfür erstmals  in USA aufgepoppt ist, heisst PHOTOBOMBING. Damit ist die absichtliche oder unabsichtliche Desillusionierung/Überhöhung/Ulkisierung eines ansich schönen Images durch einen „Störfaktor“ im Bild gemeint. Beispiele dafür sehen so aus:

Photobombing3 Photobombing2 Photobombing1

Ein gebombtes Bild führt die ursprüngliche Absicht des Bildes ad absurdum und erheitert den ausgereizten Alleskenner, ärgert oft den/die Abgebildeten.

 

Ein Namensverwandter zu o.g. Photobombingblüte wohnt in Mayrhofen im tiroler Zillertal und heisst SNOWBOMBING. Der Abschluß der Snowboardingsaison wird in einem riesigen Partyspektakel kund getan. Laut und deutlich! Wie es eben ca. 6500 international angereiste Snowbomber in einer rund 7000 Seelenmarktgemeinde mit dem Anspruch auf „Feiern bis zum Umfallen“ hinbekommen. Die Straßen durch den Ort sehen an genanntem Party-Wochenende so aus:

Snowbombing1 Snowbombing2

Vollgepumpt mit frischer Bergluft, Muskeln, Kraft und dem Wunsch nach Steigerung der Eindrücke (auf dass der Effekt bis zum nächsten Saisonstart anhält), bebt der Ort unter Life-Acts, Bässen und skischuhstampfenden Freiheitsjunkies. Die Restauranttüren stehen weit offen, jedes Bett – selbst in privaten Winkeln – wird vermietet als ginge es ums Überziehen der Wintersaison, als folgte keine neue. Diese Blüte birgt fetten Nektar: Beachtliches Organisationskunststück, ein dickes Plus an Einnahmen, internationaler Werbeeffekt, überwiegend junges Publikum mit jahrelangem Wiederkehrpotential, internationaler Kulturaustausch im engen Bergtal; die ungenießbaren Anteile lauten Alkoholleichen auf den Straßen, zweifelhaftes Image, Zerstörungsspuren entlang der Partymeile inkl. Müll und Kotze, sowie echte Blüten die am Straßenrand garantiert nicht mehr auferstehen.

Beide Phänomene erscheinen auf den zweiten Blick wie ein Patzer im Photobild, im Ortsbild. Dabei war die Ausgangsidee doch die Steigerung des Humors, des Effekts, des Interesses.

Ich frage mich und Dich, liebe( r)  Leser(in), ob der Exponentialkurve der Reizsteigerung auch mit bewusster Zurücknahme/Reduzierung der Reize beizukommen ist? Wann ist MEHR besser?

Meine Konklusio: Mut zur Simplizität – und danke „AXE-PEACE“ für die reduzierte, unaufdringliche, effektive Werbebotschaft.

Axe Peace Axe Peaxe2